Nach Abschluss der Umrüstung des JaboG 32 von TORNADO IDS auf TORNADO ECR und Umschulung aller Besatzungen auf das neue Waffensystem, überzeugte das Geschwader in einer ersten taktischen Überprüfung durch die NATO (sog. TACEVAL) eindrucksvoll mit den neuen Fähigkeiten. Nach Ausmusterung der amerikanischen F-4G in der sog. "Wild Weasel" Rolle, war der TORNADO ECR die einzige Waffenplattform innerhalb der NATO, die diese Rolle in der Einsatzform SEAD (Suppression of Enemy Air Defense) nicht nur komplett übernehmen, sondern durch das leistungsfähige ELS (Emitter Locator System) auch noch erheblich effizienter und genauer durchführen konnte.
Aufgrund der besonderen Fähigkeiten wurde das JaboG 32 recht schnell den NATO Immediate Reaction Forces (IRF) assigniert. Hinzu kam, dass das JaboG 32 als Projektverband für die Ausarbeitung aller notwendigen Pläne für die Verlegung eines Kompletten Geschwaders beauftragt wurde. Was folgte waren etliche nationale lokale Übungen und TACEVALs, bei denen, nachfolgend auf ein simuliertes "Sight Survey" durch eine kleine Gruppe von Spezialisten im simulierten Einsatzgebiet, große Teile des Geschwaders abgebaut, simuliert durch stundenlangen Transport innerhalb der Flugplatzgrenzen in ein fremdes Land verlegt, und dort wieder aufgebaut wurden. Selbst das Personal wurde mit Bussen stundenlang im Kreis transportiert, bis es simuliert im Einsatzgebiet ankam.
Die aus diesen Übungen gewonnenen Erfahrungen flossen direkt in den Operationsplan des Geschwaders ein und bildeten später eine wertvolle und unersetzliche Grundlage für die erste richtige Verlegung eines Verbandes. Die durch das JaboG 32 erarbeiteten Pläne bildeten die Basis für die Verlegepläne aller anderen Verbände.
Bundeskanzler Schröder trifft die Kommodore der 50. Stormo und Oberst
Peter Schelzig vom JaboG 32/EG-1.
Lagebriefing für den Bundeskanzler
Alle Videos dieser Seite, Einbettung
Hinweis zur folgenden Doku: entgegen den gezeigten Filmaufnahmen, die lange nach Ende des Einsatzes und Auflösung des JaboG 32 entstanden, verlegten die ECR Tornado vom Flugplatz Lechfeld, ihrem ursprünglichen Stationierungsort, nach Piacenza, von wo aus sie ihre Einsätze flogen. Erst als die Bundeswehr in den 2000ern kaputt gschrumpft wurde, etliche ECR Flugzeuge der neuesten Generation der Tornado Flotte verschrottet wurden, wurden die restlichen ECR zum heutigen TaktLwGeschwader 51 nach Jagel verlegt.
Alternativ Weiterleitung zu YouTube für dieses Video (öffnet in neuem Fenster). Cookies und Google Fonts werden auch geladen.Das Einsatzgeschwader 1 Luftwaffe (EG 1 Lw) wurde nach Bundestagsbeschluss vom 30. Juni 1995 aufgestellt und war vom August 1995 bis August 2001 auf dem italienischen Flugplatz San Damiano bei Piacenza stationiert. Bis zu vierzehn Tornados waren hier zur Unterstützung des UNPROFOR Einsatzes der UN, der Friedenstruppen (IFOR und SFOR) im ehemaligen Jugoslawien, und in der Eskalation des Balkankonfliktes, im Zuge der Operation ALLIED FORCE, eingesetzt.
Zur Unterstützung des UNPROFOR-Einsatzes in Bosnien-Herzegowina verlegten zuerst acht TORNADO ECR (Electronic Combat and Recconnaissance) des Jagdbombergeschwader 32 - und später noch sechs RECCE Tornados. Während das Personal des EG-1 zu Beginn ausschließlich von den beiden sendenden Verbänden gestellt wurde, erkannte die Luftwaffe sehr schnell, dass dies dauerhaft nicht möglich ist. Nach wenigen Monaten im Einsatz wurden wo immer möglich die Stellen auch mit Personal anderer Verbände und aus den Kommandobehörden belegt.
Die Verlegung des EG 1 Lw begann am 17. Juli 1995. Binnen einer Woche wurden durch Lufttransport mit der Transall C-160, und mit Kraftfahrzeugen, 800 Tonnen Material nach Piacenza transportiert. Eine enorme logistische Leistung, zumal eine Verlegung in dieser Größenordnung ein Novum war. Die Folgeversorgung für das Geschwader wurde nach Abschluss der Verlegung von Landsberg (LTG 61) aus gesteuert. Die Gesamtpersonalstärke des Einsatzkontingentes der Luftwaffe betrug etwa 520 Soldaten, wovon 60 im nationalen Gefechtsstand in Vicenza eingesetzt waren.
Direkt unterstellt war das Geschwader dem Kommandeur des deutschen NATO-Kontingents AIRSOUTH in Vicenza. Erster Kommodore wurde der amtierende Kommodore des JaboG 32, Oberst Johann-Georg Dora.
Der erste Einsatzflug des EG 1 Lw fand am 7. August 1995 statt. Deutsche ECR Tornados begleiteten amerikanische Kampfflugzeuge nach Sarajevo mit dem Auftrag, die Verbündeten gegen Radar- und Luftverteidigungsstellungen zu schützen.
Außenminister Kinkel (FDP) trifft Besatzungen in Piacenza
In den Jahren 1995 bis 1999 hat das EG 1 Lw mit seinen ECR und RECCE Tornados Missionen zum Schutz und zur Unterstützung des Schnellen Eingreifverbandes, im Rahmen der UNPROFOR, IFOR und SFOR Operationen geflogen, ohne jeweils direkt in Kampfhandlungen eingebunden zu sein. Die ECR Tornados des JaboG 32 verlegten nach einiger Zeit wieder zurück auf's Lechfeld und flogen von dort aus ihre Missionen in das Krisengebiet. Diese dienten hauptsächlich dazu mit den Verfahren im Einsatzgebiet vertraut zu bleiben und neue Crews für diese Missionen auszubilden. Die Feuertaufe aber, der erste bewaffnete Einsatz bundesdeutscher Kampfflugzeuge nach dem Zweiten Weltkrieg, sollte noch bevorstehen.
(aus der Staffelchronik der 1. Staffel)
Die United Nations Protection Force (UNPROFOR), auf Deutsch Schutztruppe der Vereinten Nationen, war der Name der am 21. Februar 1992 vom UN-Sicherheitsrat beschlossenen internationalen Streitmacht in den von serbischen Truppen gehaltenen Gebieten von Bosnien und Herzegowina und Kroatien. Diese wurde beschlossen, nachdem erstmals in den Jugoslawienkriegen ein länger währender Waffenstillstand unter Vermittlung des UN-Unterhändlers Cyrus Vance eingehalten worden war. Das Mandat war zunächst auf zwölf Monate begrenzt, wurde aber immer wieder bis zum Abschluss des Daytoner Abkommens im Spätherbst 1995 verlängert.
Die nachfolgenden internationalen Truppen in Bosnien und Herzegowina trugen zunächst den Namen IFOR (Implementation Force) und seit Dezember 1996 die Bezeichnung SFOR (Stabilization Force). Im Dezember 2004 übernahm die EUFOR (European Union Force) das Kommando der Internationalen Streitkräfte in Bosnien und Herzegowina. Das Mandat der UNPROFOR verpflichtete die Truppen zur Neutralität und erlaubte nur die Überwachung der Einhaltung von Waffenstillständen, die aber immer wieder gebrochen wurden, sowie in begrenztem Umfang den Schutz und die Versorgung der Zivilbevölkerung, besonders in den 1993 eingerichteten UN-Schutzzonen.
Deutschland war mit der Bundeswehr zunächst nur im Rahmen logistischer Unterstützung sowie zur Luftraumüberwachung des verhängten Waffenembargos über der Adria beteiligt. Nach einem Beschluss des Bundestages vom 30. Juni 1995 wurde in Trogir (Kroatien) zur Unterstützung der UNPROFOR ein deutsch-französisches Feldlazarett eingerichtet.
Die Operation DENY FLIGHT (deutsch etwa Operation Flugverbot) war eine militärische Operation der NATO während und nach dem Bosnienkrieg, die die Durchsetzung der Flugverbotszone über Bosnien-Herzegowina sowie den Schutz der Friedenstruppen der Vereinten Nationen zum Ziel hatte.
Die Operation wurde in drei Teilen durchgeführt: Der Erste Teil bestand aus Luftüberwachung und dem damit verbundenen Durchsetzen der UN-Resolution 816, welche Flüge von Starr- und Drehflüglern über dem Luftraum Bosnien-Herzegowina's verbot. Das zweite Ziel war die Durchführung von Luftnahunterstützung für die Friedenstruppen der Vereinten Nationen (UNPROFOR - United Nations Protection Force), die auf Grund der Resolutionen 836, 958 und 981 auf dem Balkan stationiert worden waren. Das dritte Ziel der Operation Deny Flight war die Durchführung von Luftangriffen auf Ziele innerhalb der UN-Schutzzone.
Die Implementation Force (Umsetzungs Streitmacht), kurz IFOR, bezeichnete die unter NATO-Kommando stehende, multilaterale Friedenstruppe, die am 20. Dezember 1995 in Bosnien und Herzegowina die UNPROFOR ablöste und ihre Tätigkeit im Rahmen der Operation Joint Endeavour aufnahm. Am 21. Dezember 1995 wurde daraufhin die seit April 1993 bestehende NATO-Luftoperation Deny Flight eingestellt. Ihr folgte am 9. Januar 1996 auch die Einstellung der seit Juli 1992 bestandenen Luftbrücke nach Sarajevo im Rahmen der Operation Provide Promise.
Der Gründung vorausgegangen waren schwierige Verhandlungen, die erst nach massivem internationalen Druck am 21. November 1995 in Dayton, Ohio, zu einer Einigung zwischen den Konfliktparteien im ehemaligen Jugoslawien führten. IFOR sollte die militärischen Aspekte des Friedensabkommens von Dayton umsetzen.
Nach der vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in der Resolution 1031 vom 15. Dezember 1995 definierten und eingerichteten IFOR wurde die NATO beauftragt, die Waffenstillstandsvereinbarungen sowie die Truppenentflechtung zu überwachen. An diesem erstmaligen Einsatz der NATO, außerhalb der bisherigen Rolle als kollektives Verteidigungsbündnis, beteiligten sich 16 NATO und 17 Nicht-NATO Länder, darunter 14 Staaten aus dem Rahmen des NATO-Programms Partnership for Peace (PfP) einschließlich Russland und der Ukraine. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges war dies damit auch die erste gemeinsame Militäroperation zwischen den "Supermächten" Vereinigte Staaten und Russland. Am 18. Mai 1996 wurde der IFOR-Einsatz vom NATO-Rat verlängert und auch auf die Unterstützung des Wiederaufbaus ausgeweitet. Durch die UN-Resolution 1088 vom 12. Dezember 1996 erfolgte die Übertragung des IFOR-Mandats auf die Nachfolgemission SFOR.
Die Stabilisation Force (SFOR, dt. Stabilisierungsstreitkräfte) war die NATO-Schutztruppe für Bosnien und Herzegowina. Ihre Aufgabe war die Verhinderung von Feindseligkeiten, die Stabilisierung des Friedens und die Normalisierung der Verhältnisse im Land nach dem Bosnienkrieg.
Am 19. Juni 1998 stimmte der Deutsche Bundestag für eine fortlaufende militärische Absicherung des Friedensprozesses unter Mitwirkung der Bundeswehr. Von 576 abgegebenen Stimmen votierten 528 Abgeordnete mit Ja, 37 mit Nein und es gab 11 Enthaltungen.
Der deutsche Beitrag zur SFOR war anfangs überwiegend in der Multinationale Division Süd-Ost (MND SE) disloziert. Diese Division setzte sich hauptsächlich aus Truppenteilen Deutschlands, Frankreichs, Italiens und Spaniens unter französischer Führung zusammen und umfasste Ende 1999 rund 9.400 Soldaten.
Operation Allied Force ("Unternehmen Bündnisstreitmacht") war die Bezeichnung einer militärischen Operation der NATO gegen die Streitkräfte der damaligen Bundesrepublik Jugoslawien, die sie im Rahmen des Kosovokrieges vom 24. März bis 10. Juni 1999 durchführte. Die im Wesentlichen von den Vereinigten Staaten geführte Militäroperation war der erste Krieg, den die NATO sowohl außerhalb eines Bündnisfalls, dessen Ausrufung bis dahin als Grundlage eines NATO-weiten Vorgehens galt, als auch ohne ausdrückliches UN-Mandat führte. Die NATO führte die Operation in Form eines Luft-Boden-Krieges, ohne direkte Gefährdung eigener Truppen, ausschließlich mit Luftkriegsmitteln durch (Jäger, Jabos, ECR, Recce, Cruise Missiles). Insgesamt warf die NATO im Rahmen der Operation, Marschflugkörper nicht mitgerechnet, 28.018 Sprengkörper ab, wobei 83 Prozent der Abwürfe durch Flugzeuge der Vereinigten Staaten erfolgten.
In der Nacht vom 24. auf den 25. März 1999 erlebten die Tornados des JaboG 32 ihre Feuertaufe. Zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligten sich bundesdeutsche Kampfflugzeuge an einem Kampfeinsatz. Kurz vor 23 Uhr hoben 3 Rotten ECR - vom Flugplatz Zaun aus beobachtet von der internationalen Presse - von Piacenza aus Richtung Adria und weiter in den Kosovo ab. Ihre Aufgabe war es, die NATO Bomberströme durch Auskundschaften und Bekämpfung gegenerischer radargesteuerter Luftabwehr zu unterstützen. Tatsächlich war es den Bombern nicht erlaubt in den Kosovo einzufliegen, wenn keine ECR Tornados dort auf Station waren. Die Stationszeiten im Zielgebiet teilten sich die deutschen ECR mit italienischen ECR die ähnliche Fähigkeiten besaßen.
Alternativ Weiterleitung zu YouTube für dieses Video (öffnet in neuem Fenster). Cookies und Google Fonts werden auch geladen.Der Einsatz der ECR Tornados erfolgte bis zum Schluß fast ausschließlich nachts. Abflug von Piacenza kurz nach 23 Uhr, Rückkehr zwischen 5 und 6 Uhr morgens am nächsten Tag. Dazwischen im Wechsel der Rotten Betankung über der Adria, warten auf die nächste Einsatzzeit im Zielgebiet, Patrolie im Zielgebiet, Verlassen des Zielgebiets zum Tanken über der Adria.
Nach der sicheren Rückkehr unter's Zelt in Piacenza und Abstellen der Triebwerke, gab es erst einmal die obligatorische Dose Bier für die Besatzung. Waren HARMs verschossen, dann wurde der Besatzung die nun nutzlose "Nabelschnur" der Rakete und der zurückgebliebene Schlüssel zum Schärfen als Erinnerungsstück übergeben. Danach folgten technisches Debriefing des Flugzeuges, Abgabe der Waffen und Speichermedien mit den Bedrohungsbibliotheken, Debriefing durch den Nachrichten Offizier, Debriefing durch den Eloka Offizier, Debriefing der Besatzung und Sichtung des Schießfilms, Ausfüllen vieler Reports und Papiere und zum Schluß Fahrt in's Hotel. Beginn der Planungen für den nächsten Einsatz gegen 16 Uhr.
Die ECR Tornados des JaboG 32 feuerten insgesamt 236 HARM (Highspeed Anti Radiation Missile) Raketen auf serbische Radar gesteuerte Luftabwehrsysteme. Es gab keinen einzigen erfolgreichen Beschuß von NATO Flugzeugen während die ECR Tornados im Zielgebiet aktiv waren.
Herzlichen Dank an Kai-Uwe Bauer für die Zusendung dieser Bilder. Zum Verständnis eine kurze Einführung von ihm zum Ablauf und den Teilnehmern:
"Wir wurden als Team in einer Stärke von 12 Mann (Anm. d. R.: Frauen gab's damals noch nicht in der Truppe) 2001 von Oberstleutnant Kämmerer, Chef der Gruppe Stabfliegerhorst, verabschiedet, um innerhalb von 3 Wochen alle Tornado Zelte auf dem Flugplatz Piacenza abzubauen.
Mit dabei waren folgende Kameraden (nach Dienstgrad):
Flug mit der Transall vom LTG 61 Penzing nach Piacenza (Flugplatz San Damiano), Unterkunft im Hotel City in Piacenza.
Abbau der Tornado Zelte und Verladung in Überseecontainern.
Täglicher Kampf mit der Hitze die vom Betonboden extrem gespeichert und zurückgeworfen wurde.
Desweiteren Kämpfe mit der Tierwelt: von Gespensterheuschrecken bis zu den Wespen die sich besonders gerne in den aufgerollten Fensterabdeckungen der Zeltplanen einnisteten.
Die Arbeitszeit war immer von Montag bis Samstag, von morgens mit Sonnenaufgang bis abends ca.18 Uhr, um das gewaltige Pensum zu schaffen."